46
üben. Unter dem Könige stehen als die höchsten Staats-Beamten
die Minister, welche, wie der König, ihren Sitz in Berlin haben.
Unter den Ministern stehen für die Provinzen die Oberprästdenten
— unter diesen für die Regierungsbezirke die Regierungen — und
unter den Regierungen für die Kreise die Landräthe. Es giebt im
Staate 8 Minister, 11 Oberpräsidenten, 34 Regierungen und für
die sämmtlichen Kreise des Staates eben so viele Landrathe. Leicht
ist nun einzusehen, daß durch die große Zahl der Beamten und anderer
Veranstaltungen die Verwaltung des Staates sehr viel Geld kostet.
Zur Bestreitung dieser Kosten und somit zur Erhaltung der Ordnung,
des Rechtes, des Gesetzes, kurz zur Beförderung der allgemei-
nen Wohlfahrt ist jeder Staatsbürger verpflichtet, nach seinem
Vermögen Abgaben oder Steuern an den Staat zu entrichten.
Diese Steuern heißen Staats steuern und sind entweder 1. Grund-
steuern, die vom Grund und Boden, 2. Klassen- und Einkommen-
steuern, welche vom Vermögen oder Einkommen, oder 3. Gewerbe-
steuern, die von den einzelnen Gewerben erhoben werden. Jeder
brave Staatsbürger zahlt gerne die ihn treffenden Steuern und
ist auch sonst überall bereit, für die Wohlfahrt des ganzen Staates nach
Kräften mitzuwirken. Denn der Staat ist nächst der Familie und
Gemeinde die große Gesellschaft, in welcher Gott unsern Vätern
ihren Wirkungskreis angewiesen hat, in welcher sie mit ihren
Familien Schutz stnden für ihr Leben, ihre Ehre und ihre Habe —
er ist das Land, worin wir geboren worden, worin wir unsere
Kindheit verleben und für unsern dereinstigen Lebensberuf in so vielen
nützlichen Dingen unterrichtet werden: er ist unser Vaterland. Wie
sollten wir unser Vaterland durch die That nicht lieben!? — Jeder
aber, der sein Vaterland liebt, besitzt Vaterlandsliebe oder mit
einem fremden Worte: Patriotismus.
Der preußische Staat ist ein Theil von Deutschland, und die
Bewohner reden meistens die deutsche Sprache. Darum ist er
ein deutscher Staat, und seine Bewohner sind Deutsche.
Aus wie viel Provinzen bestellt das Königreich Preussen? — Wie heissen
sie? — In welcher Provinz wohnen wir? — In welchem Regierungsbezirk?
— In welchem Kreise ? — In welcher Gemeinde ? — Wie liegen die übrigen.
Provinzen von unserer heimathlichen Provinz? — Welche grenzen an unsere
Provinz und welche nicht? — Gieb die Grösse und Einwohnerzahl des Staates
an! — Wie heissen die bedeutendsten Gebirge des Staates? — Wo? — Wie
heisst das höchste Gebirge? — Gebet jetzt an, was ihr vom Thier-, Pflanzen-
und Mineralreich im Staate wisst! — An welche Seen grenzt der Staat? —
Wo? — Welche Provinzen haben viele Landseen? — Wie heissen die Haupt-
flüsse des Staates? — In welcher Richtung und durch welche Provinzen
Messen sie? — Wie heissen die Hauptstände der Bewohner des Staates? —
Wofür sorgt der Nährstand? — der Lehrstand? — der Wehrstand?
— Woraus besteht-die Armee? — Wo sind die Kriegshäfen der Marine? —
Jeder soll jetzt angeben, zu welchem Stande sein Vater gehört! — Wie heisst
unser König? — Wie heissen die höchsten Beamten für den ganzen Staat?
—'Für die Provinzen? — Für die Bezirke? — Für die Kreise? — Für die
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Preussen
Erster Abschnitt.
Das Vaterland — Deutschland
I. Die Staaten Deutschlands.
A. Der preußische Staat.
L Die Gemeinden.
Der Ort, in welchem wir wohnen, ist unser Wohnort. Wohnen
wir in einer Stadt, in einem Dorfe oder einem Weiler? — Die
Bewohner einer Stadt oder eines Dorfes und der dazu gehörenden
Weiler bilden zusammen eine bürgerliche Gemeinde. Die Menschen
haben sich zu Gemeinden vereinigt, um einer dem andern bester hel-
fen, Leistehen und sich so in einem großen Vereine dasjenige ver-
schaffen zu können, was dem einzelnen Menschen und einer einzelnen
Familie nicht möglich wäre. Z. B.? — Gegenseitige Hülfleistung
und Unterstützung ist also der Zweck der Gemeinde. So wie nun
aber in dem kleinsten Vereine, der Familie, der Vater dazu bestimmt
ist, die Angelegenheiten derselben ztt ordnen und zu besorgen, damit es
der Familie wohlergehe, so sind auch in der Gemeinde Personen an-
geordnet, welche dafür zu sorgen haben, daß der Zweck der Gemeinde
um so bester erreicht werde. Diese Personen sind der Bürgermeister
und der Gemeinderath. Der Bürgermeister verwaltet die Ge-
meindeangelegenheiten. Wo viele Menschen nahe zusammen woh-
nen, da muß für gute Ordnung gesorgt und darauf gesehen werden,
daß ein Mensch dem andern an seiner Person oder seinem Eigen-
thum keinen Schaden zufüge, daß keiner die Rechte des andern störe,
und jeder seine Pflicht thue. Hierfür sorgt der Bürgermeister. Er
sieht darauf, daß die Straßen gehörig gereinigt werden, daß jeder Leim
Verkaufe das gehörige Maaß und Gewicht gebrauche, und daß nie-
mand Eßwaaren verkaufe, welche verdorben und der Gesundheit schädlich
sind. Er wacht über die Sicherheit der Person und des Eigen-
thums, oder er handhabt die Polizei. Ein oder mehrere Polizei-
diener, Feldhüter und Nachtswächter sind ihm hierbei behülflich
und stehen unter seinem Befehle.
Alle öffentlichen Gebäude in der Gemeinde: die Kirche, die
Schule, das Rathhaus, das Vrandspritzenhaus, ferner die Ge-
meindewege, Brücken, Brunnen und Pumpen u. s. w. werden
auf Kosten der Gemeinde gebaut und unterhalten, und für die Ver-
pflegung der Armen und Waisen wird gesorgt. Hierzu ist aber
sehr viel Geld erforderlich, und deswegen muß jeder Einwohner der
Gemeinde nach seinem Vermögen Gemeinde» oder Kommunalsteuer
Harsters' Leselul für Obern. Slmunan-Ausgave. 1
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
5
welcher ein Kreis genannt wird. Wie der Gemeinderath und der
Bürgermeister für das Wohl der Gemeinde zu sorgen haben, so sind
auch in einem Kreise mehrere Personen dazu bestimmt, die Angelegen-
heiten des Kreises zu besorgen. So wie aber an der Spitze der Ge-
meindeverwaltung der Bürgermeister als höchster Beamte der Ge-
meinde steht, so steht an der Spitze der Kreisverwaltung als höchster
Beamte des Kreises: der Lündralh. Die Stadt, worin der Landrath
seine Amtsstube oder sein Verwaltungs-Büreau (spr. Büroh) hat,
heißt die Kreisstadt, und von ihr bekommt der Kreis seinen Namen*).
Wenn jedes Kind in der Schule und zu Hause thun könnte, was
es wollte, so würde es in der Schule und in der Familie oft sehr
schlimm hergehen. Darum müssen die Kinder ihren Eltern und ihren
Lehrern gehorsam sein. Aber wenn alle Leute thun könnten, was sie
wollten, dann würde es in jeder Gemeinde noch schlimmer hergehen.
Denn nicht alle Menschen denken und thun, was recht ist, sondern einige
fügen ihren Nächsten wohl oft Unrecht zu. Hiergegen müssen aber die
guten Menschen geschützt, und die, welche Böses thun, müssen bestraft
werden. Deswegen sind in jedem Kreise Personen dazu angestellt, welche
die vorkommenden Streitigkeiten in Güte auszugleichen oder durch
Urtheilsspruch nach den bestehenden Gesetzen zu beenden haben.
Diese Personen heißen Richter. Ein oder mehrere Richter, Gericht-
schreiber und noch andere Beamte bilden ein Gericht. Die Gerichte
befinden sich gewöhnlich in den bedeutendsten Städten des Kreises und
heißen Friedens- oder Kreisgerichte. Diejenigen Gemeinden, welche
zu demselben Gerichte gehören, bilden einen Gerichtsbezirk. — Wie in
der Gemeinde der Polizeidiener, so wachen in den Kreisen die Gens-
darmes (spr. Schangdarme) über die Befolgung der bestehenden Po-
lizeigesetze und zeigen die Uebertreter derselben dem Gerichte zur Be-
strafung an. Diese Strafen sind entweder Geld- oder Gefängniß-
strafen. Oft hören wir, daß Diebe, Betrüger und andere böse Menschen
in das Gefängniß gesetzt worden sind. Wer aber immer thut, was
recht ist, der braucht sich nicht zu fürchten, vor Gericht gebracht und —
gar in das Gefängniß gesetzt zu werden.
In welchem Kreise liegt unsere Gemeinde? — Wie heisst die Kreisstadt?
— Wie viele Gemeinden gehören zu unserm Kreise ? — Wie liegt die Kreis-
stadt von unserm Wohnorte? — Welche Gemeinden des Kreises liegen von
uns östlich? — Welche südlich? — Westlich? — Nördlich? — Südöstlich?
— Südwestlich? — Nordwestlich? — Nordöstlich? — Giebt es Flüsse in
unserm Kreise? — Wie heissen sie? — Nach welcher Himmelsgegend Messen
sie? — Wohin befindet sich also ihre Quelle? — Ihre Mündung? — Giebt
es Gebirge im Kreise? — Wie heissen sie? —
Zeichnet jetzt den Kreis ans die Schiefertafeln! —
Sie Gemeinden des heimathlichen Kreises, die Entfernung der Orte, ihre Lage vom
Wohnorte, die Landstraßen — und wo es deren giebt — die Flüsse und Gebirge des Kreises, so
wie die Grenzen desselben werden an der Schultafel veranschaulicht. Auch werden die Kinder
mit den wichtigsten Erwerbsquellen und andern Merkwürdigkeiten der übrigen Gemeinden des
Kreises, so wie mit dem Namen, der Größe und Einwohnerzahl des Kreises bekannt gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
2
bezahlen. Der Kommunal-Empfänger ist dazu bestimmt, die Ge-
meindesteuer zu empfangen und die Gemeindekasse zu verwalten. Der
Bürgermeister, der Gemeinde-Empfänger, der Polizeidiener
u. s. w. haben ein Amt in der Gemeinde; sie sind Gemeinde-Beamte.
Jeder brave Einwohner der Gemeinde befolgt pünktlich die Anordnungen
der Gemeinde-Obrigkeit. Er bezahlt gerne die ihn treffende Gemeinde-
steuer und ist überall bereit, für das Gemeinwohl nach seinen Kräften
mitzuwirken; denn jeder gute Mensch freut sich darüber, wenn es allen
Gemeindegliedern wohlergeht. — In unserer Gemeinde wohnen_____
Menschen. —
Hat eine bürgerliche Gemeinde eine Kirche, so bildet sie auch
eine kirchliche Gemeinde oder eine Pfarre. Es giebt aber auch
bürgerliche Gemeinden, welche aus mehreren Pfarren bestehen. Die
Kirchengemeinden sind entweder katholische oder evangelische Ge-
meinden; an einigen Orten giebt es aber auch israelitische oder
jüdische Gemeinden, deren Kirchen Synagogen heißen. Jeder
Kirchengemeinde ist ein Pfarrer vorgesetzt. Der Pfarrer ist die
geistliche Obrigkeit in seiner Gemeinde. Er unterrichtet die Kinder
m der Religion, verkündigt Gottes Wort, hält den Gottesdienst,
spendet die Heilsmittel der Kirche, tröstet die Kranken und be-
gleitet die Todten zu ihrer Ruhestätte. — Jede Gemeinde hat gewöhn-
lich auch ihre eigene Schule mit' einem oder mehreren Lehrern. In
der Schule werden die Geisteskräfte der Kinder geweckt und ge-
übt. Durch Unterricht und Erziehung sollen sie hier zu guten
Menschen herangebildet werden. Kinder, welche ihre Jugendzeit gut
anwenden, durch regelmäßigen Schulbesuch, Fleiß und gutes
Betragen ihren Eltern und Lehrern Freude machen, werden der-
einst nichliche Mitgliederder bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde.
Die Jugend ist die Zeit der Saat,
Das Alter erntet Früchte,
Wer jung nicht, was er sollte, that,
Deß' Hoffnung wird zunichte. —
Den Fleiß belohnt die Ewigkeit;
Doch die verlor'ne Jugendzeit
Kann Gott nicht wiedergeben.
Wie heisst unser Wohnort? — In welcher bürgerlichen Gemeinde leben
wir? — In welcher kirchlichen Gemeinde? — Wer ist die Obrigkeit in der
bürgerlichen Gemeinde? — In der kirchlichen? — Welche Pflichten haben
wir gegen die Gemeinde-Obrigkeit? — Welche gegen die geistliche
Obrigkeit? — Was wisst ihr von der Entstehung unseres Wohnortes?
— Nennt die bedeutendsten Gebäude unseres Wohnortes! — Gebt an, nach
welcher Himmelsrichtung sie von unserer Schule liegen! — Wie führt die
Strasse an unserer Schule vorbei? — Von — nach! — Gebt die Richtung
der übrigen Strassen unseres Wohnortes an!
Zeichnet jetzt unsere Schule und die Haup tgebäude unseres Wohn-
ortes mit ! 1. die Strassen aber mit Linien auf eure Schiefertafeln! —
Schreibet auf, wie diese Gebäude von unserer Schule liegen und nach
weichen Bichtungen die Strassen führen t —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
456
Ausland zurück war; jetzt wußte er aber auch, was er thun und wü
er es angreifen müsse, um den Grund zu seiner Bildung zu legen.
Und wenn es ihm auch nicht gelang, alles so herzustellen, wie es vor
seiner Seele stand, vorzüglich da er die längste Zeit seiner segensreichen
Regierung mit auswärtigen Feinden Krieg zu führen hatte, so hat er
doch den Ruhm für sich, eben dadurch, daß er sich nicht schämte, noch
als Mann und Kaiser Lehrling zu sein, seinem Volke für alle Folgezeit
unendlich viel genützt zu haben.
27. Washington. Franklin.
Der nördliche Theil Amerikas wurde erst spät von den Europäern
angebaut; denn die ganze Gegend schien ihnen bei ihrer ersten Landung nur eine
große Wildniß und das Klima sehr rauh zu sein. Dichte Urwälder, in denen
wilde Indianer ihr Wesen trieben, und unermeßliche Sümpfe schreckten die ersten
Europäer von diesen unwirthlichen Gegenden ab, in welchen sie nicht, wie an den
schönen Küsten Mexiko's und Peru's, Gold und Silber zusammenraffen konn-
ten. Erst 1584 wurde von England aus die erste Kolonie gegründet und
zu Ehren der Jungfrau-Königin Elisabeth Virginien genannt. Dies erste
Beispiel fand bald Nachahmung. Zwar hatten die ersten Colonisten viel von den
Angriffen der Wilden zu leiden, allmählich aber trat ein erträglicher Verkehr,
besonders durch den Handel, zwischen den Ureinwohnern und den Ansiedlern aus
Europa ein. Mit jedem Jahre kamen nun Einwanderer auch von anderen euro-
päischen Nationen herüber, größtentheils unternehmende, freiheitsliebende Männer,
die, um den kirchlichen oder bürgerlichen Bedrückungen im Mutterlande zu entge-
hen, in dem neuen Erdtheile einen Zufluchtsort suchten und fanden. So entstand
eine lange Reihe von Niederlassungen und von Ansiedler-Gebieten oder
Provinzen, unter denen Pensilvanien mit der Hauptstadt Philadelphia sich
besonders hervorthat.
Alle Colonisten, aus welchem Lande sie immer waren, erkannten die Ober-
hoheit Englands an und trieben fast ausschließlich Handel mit diesem Reiche;
England seinerseits pflegte auch die nordamerikanischen Kolonien und schützte sie
gegen alle auswärtige Angriffe. Es brachte sie durch großen Aufwand zu einer
solchen Blüthe, daß die Zahl der Bürger binnen 150 Jahren zu drei Millionen
anwuchs. Deshalb verlangte aber England auch Abgaben, welche die Ameri-
kaner jedoch nur unter der Bedingung entrichten wollten, daß sie dieselben durch
ihre Abgeordneten, welche man in das englische Parlament aufnehmen sollte,
erst bewilligten. England bedachte nicht, daß den Staatsbürgern, welche gleiche
Pflichten haben, auch gleiche Rechte gebührten, und daß man die Mündiggewor-
denen auch als solche behandeln und ihnen Theilnahme an der Gesetzgebung und
Steuerumlegung zugestehen müsse; es wies die Forderungen der Amerikaner zu-
rück, legte ihnen die Stempelakte, nach der sie zu allen kaufmännischen und
gerichtlichen Verhandlungen Stempelpapier gebrauchen sollten, und dann die
Zollaktc auf, die für die Einfuhr von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß
eine mäßige Abgabe verlangte. Der Ausführung beider Verordnungen, als ohne
ihre Zustimmung gegeben, widersetzten sich die Colonisten thätlich und wurden in
der Überzeugung von der Rechtmäßigkeit ihrer Forderungen dadurch bestärkt, daß
die Engländer beide Gesetze wieder zurücknahmen, nur daß vom Thee ein Einfuhr-
zoll noch entrichtet werden sollte. Als nun 1773 im Hafen von Boston drei
mit Thee beladene englische Schiffe einliefen, widersetzten sich die Einwohner
der Ausladung, und als diese von dem englischen Statthalter erzwungen werden
wollte, überfiel ein Hause Vermummter die Schiffe und warf 342 Kisten Thee
ins Meer.
Dieser Gewaltstreich war die Losung zu einem Kriege, der erst 1783 beendig:
wurde. Die Provinzen traten in Philadelphia durch Abgeordnete in einen
Bund zusammen, sie bewaffneten sich gegen England, zogen die Wilden und auch
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Franklin Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Washington England Europa Philadelphia Englands England England England Boston Philadelphia England
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Die Verwaltung im Königreich Preußen.
33
§45.
einer ganzen Provinz steht der Oberpräsident, an der Spitze eines Regierungsbezirkes
steht der Regierungspräsident, an der Spitze eines Kreises der Landrat, an der Spitze
einer Stadt der Magistrat, an der Spitze eines Amtsbezirkes der Amtsvorsteher, an der
Spitze eines Dorfes der Gemeindevorstand und an der Spitze eines Gutsbezirkes der
Gutsvorsteher.
In jedem Regierungsbezirke steht unter dem Regierungspräsidenten ein Regierungs-
kollegium. Dasselbe besteht gewöhnlich aus 2 Abteilungen. Die 1. Abt. ist die für
Kirchenverwaltung und Schulwesen, die 2. ist die für direkte Steuern, Domänen und
Forsten. Die Mitglieder des Regierungskollegiums heißen Regierungsräte und werden,
wie der Regierungspräsident und der Oberpräsident, vom Könige ernannt.
Die Provinz verwaltet gewisse Angelegenheiten Wegebau, Landesverbesserung,
Armenwesen, Irren-, Taubstummen- und Blindenanstalten u. a.) unter der Oberaufsicht
der Staatsbehörden selbständig, wofür ihr aus den Einnahmen des Staatshaushaltes eine
bestimmte Geldsumme überwiesen ist (Provinzial-Landtag, Provinzial-Ausschuß, Landes-
direktor).
Auch der Kreis besorgt manche Angelegenheiten z. B. Wegebauten, Armenpflege,
Entwässerungsangelegenheiten u. a. selbst. Aus den größern ländlichen Gutsbesitzern, den
Land- und Stadtgemeinden werden Personen gewählt, Kreistagsabgeordnete genannt, die
zusammen den Kreistag bilden. Die Beschlüsse des Kreistages hat der Kreisausschuß
auszuführen. Derselbe besteht aus dem Landrat und 6 Mitgliedern, welche vom Kreistage
aus der Zahl der Kreisangehörigen auf 6 Jahre gewählt werden.
Der Landrat wird vom Könige ernannt. Beamte des Kreises sind: der Kreis-
schulinspektor, Kreisarzt, Kreiswundarzt, Kreistierarzt, Kreisbaumeister, Kreissteuerein-
nehmer. Zur Ausübung der vollziehenden Polizei stehen dem Landrat Gendarmen zur
Verfügung.
Die Stadtbezirke werden von dem Magistrat und der Stadtverordneten-Versamm-
lung verwaltet. Der Magistrat besteht aus dem Bürgermeister, dem Beigeordneten, dem
Kämmerer und einer Anzahl von Ratsmännern oder Ratsherren (in größeren Städten
Stadträten). Der Bürgermeister und der Kämmerer werden von der Stadt (Stadtverord-
neten-Versammlung) auf 12 Jahre gewählt und beziehen ein Gehalt. Die übrigen Mit-
glieder werden auf 6 Jahre gewählt und beziehen gewöhnlich kein Gehalt; ihr Amt ist
ein Ehrenamt. Alle Magistrats-Mitglieder bedürfen der Bestätigung der Regierung. Der
Magistrat hat auf Ordnung in der Stadt zu sehen, hat mit Hilfe des Kämmerers die
Gelder der Stadt zu verwalten, die Gemeinde-Beamten anzustellen und zu beaufsichtigen,
die Verfügungen der vorgesetzten Behörde auszuführen. — Die Mitglieder der Stadt-
verordneten-Versammlung werden von den Bürgern ans 6 Jahre gewählt. Ohne Bewilli-
gung dieser Behörde darf der Magistrat keine städtischen Gelder verausgaben. Sie hat
auch Beschluß zu fassen über Aufbringung von Gemeindesteuern.
Der Gemeindevorstand auf dem Dorfe wird von der Gemeinde gewählt und besteht
aus dem Schulzen und zwei Schöffen (Schöppen, Gerichtsmännern, Dorfgeschworenen).
Der Amtsvorsteher wird vom Oberpräsidenten auf 6 Jahre ernannt. In denjenigen Amts-
bezirken, die nur aus einer Gemeinde oder einem selbständigen Gutsbezirke bestehen, ist
der Gemeinde- bez. Gutsvorsteher zugleich Amtsvorsteher.
Unter dem Oberpräsidenten steht in jeder Provinz ein Provinzial-Schul-Kollegium,
welches die höheren Schulen (Gymnasien, Realgymnasien, Progymnasien) und die Schul-
lehrer-Seminare zu beaufsichtigen hat. — Die Rechtspflege wird durch Gerichte aus-
geübt. Es gibt Amtsgerichte, Landgerichte und Oberlandesgerichte. — Die Angelegenheiten
der protestantischen Kirche werden durch den Oberkirchenrat in Berlin geleitet, unter
welchem in den Provinzen die Konsistorien stehen. Die Mitglieder der letztern sind Kon-
sistorialräte; an der Spitze steht der Konsistorial-Präsident und ein General-Superintendent.
Unter den Konsistorien stehen die Supcrintendentnren (Diözesen), deren jede mehrere Kirch-
spiele umfaßt. Die Geistlichen einer Diözese stehen unter dem Superintendenten. Die
Katholiken verteilen sich in kirchlicher Beziehung in folgende Bistümer: Ermland, Kulm,
Posen-Gnesen, Breslau, Münster, Paderborn, Cöln, Trier, Osnabrück, Hildesheim, Fulda,
F. Hirts Realienbuch. Nr. 3. Z
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Hirts_Realienbuch
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Kulm Breslau Paderborn Trier Hildesheim Fulda
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 29. Friedrich Wilhelm I.
57
Trüge Leute hat er wohl selbst mit dem Stocke zur Arbeit getrieben. —
Bauern und Arbeiter wurden damals von den Gutsherren und Beamten
oft schlecht behandelt (§ 28, 5). Da verbot der König das Schlagen
derselben. Wer dieses Gebot übertrat, sollte eingesperrt und bei Wieder-
holung des Unrechts sogar gehängt werden. — Er verordnete, daß die
Bauern wöchentlich höchstens drei Tage Hosedienste tun sollten, damir
sie ihre eigenen Wirtschaften besorgen und Freude an denselben haben
könnten. — Manche Beamte mißbrauchten das Recht, nach welchem sie von
den Bauern bei Dienstreisen Vorspanndienste fordern durften. Da schrieb
der König: „Ich will nicht, daß die Herren Beamten mit den Pferden
meiner Bauern spazieren fahren!" — Auch den Schulzwang führte er
ein und gründete viele Volksschulen, in Ostpreußen allein über 1000. Oft
hat er selbst solche Schulen besucht. — Den Handwerksmeistern befahl er,
die Lehrjungen in guter Zucht zu halten und zu keiner Hausarbeit zu
verwenden, damit sie ihr Handwerk gründlich erlernen könnten. So nahm
sich der König besonders der armen und bedrängten Untertanen an.
b. Friedrich Wilhelms Bedeutung liegt ferner in der Art, wie er die
Verwaltung regelte und die Staatseinnahmen vergrößerte. Er setzte
als oberste Behörde das Generaldirektorium ein, in welchem er selbst
den Vorsitz führte und die Entscheidungen traf. In allen Verwaltungszweigen
führte er die größte Sparsamkeit ein. Dabei hielt er bei seinen Beamten
auf Ordnung und Pünktlichkeit, sorgte dafür, daß immer einer den andern
beaufsichtigte und schuf so einen Beamtenstand, der noch heute eine Säule
des Staates ausmacht. Er überzeugte sich selbst auf seinen jährlichen Be-
sichtigungsreisen davon, wie seine Befehle ausgeführt wurden. Und
wehe dann dem Beamten, den er unpünktlich oder gar unehrlich fand!
Ob er Torschreiber, Domänenrat oder Minister war, er wurde aufs nach-
drücklichste bestraft. — Durch die Hebung des Nährstandes und durch die
Gewöhnung des Volkes an Ordnung, Arbeit und an eine einfache Lebens-
weise gelangte dasselbe bald zu ansehnlichem Wohlstände und konnte
leicht die nicht unbedeutenden Staatslasten tragen. Die große Sparsam-
keit des Königs in seinem Hofhält und in der ganzen Verwaltung füllte
bald die Staatskasse, so daß er einen Schatz von 26 Millionen Mark
hinterließ.
o. Dem Heerwesen widmete er die größte Sorgfalt. Er vermehrte
das Heer von 40000 aus 84000 Mann. Es bestand teils aus Landeskindern,
teils aus angeworbenen fremden Leuten. Bei der Aushebung derselben
scheuten der König und seine Offiziere selbst vor grober Gewalttätigkeit
nicht zurück. Auch war die Behandlung der Soldaten oft eine sehr grau-
same. Die härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Aber in dem Heere
waltete auch eine Ordnung, die es zum „Wunderwerke der Welt" machte.
Des Königs treuer Gehilfe bei der Ausbildung der Soldaten war der „alte
Dessauer", der den eisernen Ladestock, den Gleichschritt und das gleich-
mäßige Schnellfeuer einführte. — Besonders liebte der König lange Sol-
daten, und sein Leibregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
24
§ 15. Das Leben im Mittelalter.
ieute führten durch die Alpenpässe jene Produkte des Morgenlandes, die
während der Kreuzzüge auch der gemeine Mann kennen gelernt hatte, in
ihre Heimat und verschickten sie nach Norddeutschland. Mit dem Reichtum
wuchs die Macht der Städte. — Die oft geldbedürftigen Fürsten gewährten
ihnen für Unterstützung an Geld und Truppen Freiheiten und Rechte. Ja,
ihrer viele erlangten völlige Unabhängigkeit von ihren Landesherren und
erkannten nur die Oberhoheit des Kaisers an. Sie hießen freie Reichsstädte.
3. Städtebündnisse. Schon zur Hohenstaufenzeit waren viele Glieder
des Adels entartet und Raubritter geworden. Sich gegen solche zu schützen,
Land- und Wasserwege in gutem Zustande zu erhalten, und um ihre Frei-
heiten zu verteidigen, verbanden sich die Städte. Der mächtigste Städte-
bund war die Hansa, die 1241 durch einen Vertrag zwischen Hamburg
und Lübeck entstand. Bald gehörten die wichtigsten Städte Norddeutsch-
lands dem Bunde an, deren Kaufleute Kontore in London, Bergen und
Nowgorod hatten. Die Flotten und Heere der Hansa bezwangen den
Dänenkönig, und etwa dreihundert Jahre lang beherrschte sie die Nord-
und Ostsee.
C. Der Bauernstand umfaßte im Mittelalter freie Bauern und Leib-
eigene oder Hörige. Der freie Bauer saß auf seinem ererbten Gute und
galt als freier Mann; er nahm teil an der Rechtsprechung und war wehr-
fähig. Der Hörige hatte keinen eigenen Besitz. Er war Knecht des ritter-
lichen Grundherrn oder Pächter eines Gutes, das diesem oder einem Klo-
ster gehörte. Ihm stand nicht das Recht zu, Waffen zu tragen oder seine
Sache vor Gericht selbst zu führen. — Mit der steigenden Macht und
Entartung der Ritter wurde aber die Lage der Bauern schlimm. Die
Hörigen wurden aufs härteste bedrückt durch Abgaben und Fronen. Selbst
die freien Bauern verloren vielfach ihre Freiheit. Nur in manchen Gegen-
den behaupteten sie dieselbe, so in der Schweiz (s. § 17. A.), in Friesland
und in Niedersachsen. Besonders drückend waren die Frondienste und das
gutsherrliche Jagdrecht. Wehe dem Bauer, der sich und seine Fluren vor
dem zahlreichen Wild selbst schützen wollte! — Die nach dem slavischen
Osten als Ansiedler ausgewanderten Bauern behielten länger ihre Freiheit:
erst nach dem 30jährigen Kriege sind sie „hörig" geworden.
D. Kunst. 1. Sie entwickelte sich im Zeitalter der Hohenstaufen zu
hoher Blüte; gepflegt wurde sie an Fürstenhöfen und in Ritterburgen.
Namentlich die Dichtkunst ward von ritterbürtigen Männern geübt. Sie
verherrlichten in ihren Liedern die Himmelskönigin Maria, sangen aber
auch „von Lenz und Liebe, von seliger, goldener Zeit" (Minnesänger)
und priesen die großen Taten der Helden. Besonders Karl der Große
wurde durch sie der Mittelpunkt eines förmlichen Sagenkreises. In ihren
Liedern gaben sie ihrer Freude über die Schönheit des Vaterlandes, aber
auch ihrem Schmerz über die Zerrissenheit desselben beredten Ausdruck, so
Walter von der Vogelweide.
Mit dem Verfall des Rittertums verklang auch der Minnesang. Die
Poesie fand eine Heimstätte bei den Bürgern. Ehrsame Handwerksmeister
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Maria Maria Karl_der_Große Karl Walter_von_der_Vogelweide
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Hamburg London Schweiz Friesland Niedersachsen
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
30. Friedrich Ii., der Große.
65
er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
72
§ 32. Friedrich Wilhelm Hl
halt ward auf das einfachste eingerichtet; die Majestäten gaben ihre silbernen
und goldenen Geräte und ihre Schmucksachen hin, und so konnte die schwere
Kriegsschuld schon nach kurzer Zeit bezahlt werden. Dadurch wurde das
Land die drückende Einquartierung der Franzosen los, die nach den Frie-
densbedingungen bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in Preußen bleiben
sollte. — Der Preußische Staat war vor allem dadurch an den Rand des
Verderbens gekommen, daß der Bürger- und Bauernstand in stumpfer
Gleichgültigkeit gegen die Geschicke des Vaterlandes befangen war, und daß
dem ganzen Volke der ernste religiöse Sinn verloren gegangen war. „Weil
wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken", schrieb damals
die Königin Luise. Darum nahmen der König und Stein heilsame Ver-
besserungen vor, um im Volke eine regere Teilnahme am Ergehen des
Staates und einen sittlichen, religiösen und opferwilligen Geist zu erwecken.
Der Bauernstand war damals noch erbuntertänig, d. h. der Bauer
war nicht selber Besitzer von Grund und Boden; dieser gehörte dem Guts-
herrn, der an Abgaben und schweren Frondiensten meist soviel forderte,
daß der Bauer nur gerade das von dem Ertrage der Äcker behielt, was
er notwendig brauchte. Ohne Erlaubnis des Gutsherrn durfte der Bauer
seinen Wohnsitz nicht verlassen, seine Kinder kein Gewerbe erlernen lassen
und selbst nicht einmal heiraten. Diese Erbuntertänigkeit hob der
König auf. So wurde der Bauer freier Eigentümer seiner Äcker, an deren
Ertrag er seine Freude hatte.
Den Bürgern in den Städten gab der König 1808 eine Städte-
ordnung, durch die sie das Recht erhielten, aus ihrer Mitte Stadtverord-
nete zu wühlen. Diese erwählten wieder den Magistrat mit dem Bürger-
meister an der Spitze, doch bedurfte diese Wahl der Bestätigung der Regierung.
Auf diese Weise erlangten die Bürger Anteil an der Verwaltung des
städtischen Vermögens und der Stadtangelegenheiten.
Des Königs treuer Berater im Heerwesen war General Scharnhorst.
Auf seinen Rat wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Seit
dieser Zeit muß jeder Preuße, der körperlich kräftig ist, Soldat werden.
Die angeworbenen Fremdlinge im Heere wurden entlassen, die entehrenden
Strafen der Soldaten abgeschafft, und bald galt es für eine Ehre, des
Königs Rock zu tragen. — Da der König nicht mehr als 42000 Soldaten
halten durfte, so wurden die Rekruten schnell ausgebildet, dann entlassen
und andere eingezogen. Aber wenn der König rief, so mußten die Ent-
lassenen, die Landwehr, wiederum zu den Fahnen eilen.
Der Freiherr vom Stein erschien Napoleon bald gefährlich; darum
wurde er geächtet; doch gelang es ihm, nach Rußland zu entfliehen. Der
König aber regierte in Steins Sinne weiter, und bald trugen die Ver-
besserungen ihre Früchte: allerwürts regte sich die Vaterlandsliebe und der
Haß gegen die fremden Bedrücker. Fichte hielt an der neugegründeten
Üniversität zu Berlin seine zündenden „Reden an die deutsche Nation".
Der Turnvater Jahn stählte durch feine Turnerei die Kräfte von jung
und alt und nährte glühenden Franzosenhaß in den Herzen seiner Freunde.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Jahn